Entwicklung der Sinne
Vom Säuglingsalter ist der Mensch auf die Bewegung (ursprüngliches Bedürfnis) angewiesen, um sich die Welt zu erobern und sich den ständig wechselnden Lebensbedingungen anzupassen. Erst durch die körperliche Bewegung entstehen die für das Denken notwendigen Nervenverbindungen. Es entwickeln sich die Sinne.
Es ist wichtig, Körper, Geist und Seele als Einheit zu sehen!
Bewegung ist mehr als eine „FortBewegung“. Viele bewusste und unbewusste Prozesse sind an der Bewegung beteiligt. Während wir uns bewegen, nehmen wir mehr oder weniger bewusst unsere Umwelt wahr, reagieren auf diese in einer bestimmten Art und Weise und wirken immer auch auf diese ein.
Unsere Bewegung und Körperhaltung sind Ausdruck unseres Innenlebens. Kinder zeigen dies, indem sie z.B. vor Freude hüpfen oder vor Zorn trampeln. Sie zeigen mit dem ganzen Körper, in all ihren Bewegungen, Enttäuschung, Trauer oder Freude.
„Der Mensch denkt, fühlt und handelt ganzheitlich. Er kann Bewegungen vom Erleben und Wahrnehmen nicht trennen.“
( aus: „Das Ist für mich ein Kinderspiel“, Beins, Bendels, Lensing_Conrady, S. 14)
Über die Erfahrungen, die das Kind mit seinem Körper gewinnt, entwickelt es ein Bild von den eigenen Fähigkeiten. Es erhält eine Vorstellung von seinem „Selbst“ (Filipp 1980) und macht die Erfahrungen von Können und Nichtkönnen, von Erfolg und Misserfolg, Macht und Ohnmacht, von seiner Leistungsfähigkeit und seinen Grenzen. Diese Erfahrungen im frühesten Alter über Körper und Bewegungen sind Grundlagen der kindlichen Identitätsentwicklung.
Je größer und vielfältiger das Bewegungsrepertoire eines Kindes ist, desto größer ist die Chance, dass das Kind schon frühzeitig neue Situationen und Aufgaben selbständig bewältigen kann. Durch die in Bewegung und Spiel vermittelten Erfolgserlebnisse wird die Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Körper verbessert, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl werden gesteigert und die Intelligenz gefördert.
Ein Kind, das sich geschickt und sicher bewegen kann, wird sich mit Aufgeschlossenheit und Gewandtheit den Aufgaben und Problemen des täglichen Lebens zuwenden.
Die Einengung des natürlichen Bewegungsraumes, z.B. durch beengte Wohnverhältnisse oder den zunehmenden Straßenverkehr sind Ursachen für die Behinderung der Motorik des Kindes.
Selbst in unserer teilweise kleinstädtischen Lage sind wir bemüht, den Kindern Ersatz für natürliche Spiel- und Bewegungsräume zu schaffen.
Es ist festgestellt worden, dass mangelnde Bewegung als der größte Risikofaktor bei der Entstehung von Herz- Kreislauf- Erkrankungen und Wirbelsäulen- Beschwerden ist. Ein abwechslungsreiches und lustbetontes Bewegungsangebot im Kindergarten ist somit ein Stück frühester Gesundheitsvorsorge.
Unzureichende motorische Fähigkeiten bei Kindern können zu Unfällen beitragen.
Somit kann Bewegungserziehung Unfallgefahren vermeiden helfen.
Ziele der Bewegungserziehung
Die Kinder sollen:
- am Ende der Kindergartenzeit in allen motorischen Grundformen und im Umgang mit geeigneten Geräten einen erheblichen Grad an Bewegungssicherheit, Gewandtheit und Geschicklichkeit erreicht haben.
- eine Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit und ein damit verbundenes differenziertes Bewegungsverhalten entwickeln. Dies stärkt Sicherheit, Selbständigkeit und Selbstvertrauen der Kinder.
- Orientierung in Raum und Zeit lernen, und den Umgang mit Kräften üben, die die Bewegung beeinflussen.
- eigene Kreativität entfalten und im Austausch mit anderen Kindern weiter entwickeln.
- bei Bewegungsspielen die Fähigkeit entwickeln, soziale Spielregeln anzuerkennen, mit zu tragen und mit zu gestalten.
Angebote
Bewegungserziehung im Alltag unserer Einrichtung:
- Im täglichen Freispiel geben wir Kindern die Möglichkeit, an frischer Luft ihren Bewegungsdrang auszuleben. Bei jedem Wetter gehen wir gemeinsam mit den Kindern hinaus und geben ihnen die Möglichkeit, vielseitige, frei gewählte und selbst erdachte Bewegungen zu üben (Rutschen, Laufen, Balancieren, Rollen, Springen, Schaukeln, usw.).
- Unser Außengelände bietet genügend Auslauffläche und vielseitige nutzbare Geräte an.
Für den Außenbereich stehen neben Sandspielzeug, Roller, Dreiräder, Pedallos, Stelzen, Balancierkugeln, Kreisel, Autos, usw. zur Verfügung. Der Außenbereich regt je nach Form und Grösse zum Rollen, Laufen oder Rodeln an. - Die Gestaltung des Kindergartens und der Gruppen regt auf vielfältige Weise zur Bewegung an. Die Turnhalle steht teilweise einer angemessenen Anzahl von Kindern zur Verfügung mit den Materialien der Bewegungserziehung (z.B.: Bälle, Reifen, Seile, Kegel, Rollbretter) und Geräten (z.B.: Turnbank, Klettergerüste, Turnmatten)
- Die Nebenräume der Gruppen sind so gestaltet, dass die Kinder die Möglichkeiten haben, sich zurück zu ziehen, aber auch dort ihren Bewegungsdrang ausüben können.
- Der Eingangsbereich (Flur) gibt den Kindern im Laufe des Morgens die Gelegenheit, sich aus der Gruppe zurück zu ziehen und sich dort frei zu bewegen.
Gezielte Bewegungserziehung
Wir bieten für jedes Kind einmal pro Woche Bewegungserziehung an und verstehen dies als Hilfe zur Lebensbewältigung und Umwelt – „Eroberung“ , als Mittel zur Entfaltung der Persönlichkeit und Selbständigkeit. Im Vordergrund steht dabei für uns nicht die Steigerung der Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, sondern die Stärkung und Verbesserung von Bewegungsqualitäten wie Bewegungselastizität, Bewegungsreichtum und Bewegungssicherheit. Darüber hinaus gilt es, die natürliche Fähigkeit der Kinder zu unverkrampften und rhythmischen Bewegungen zu erhalten und zu entwickeln.